Was Hat Putin Für Eine Krankheit – Russland wird seit zwanzig Jahren von Wladimir Putin regiert. Kann seine Person in irgendeiner Weise vom Amt des Präsidenten getrennt werden? Was hat Putin zusammengestellt? Und wie viel Putin gibt es heute in Russland? Seit langem macht man sich Sorgen, wie lange Putin noch im Amt bleibt. Putin ist seit 20 Jahren Staatsoberhaupt und jetzt Regierungschef. Im Januar 2020 will er die Verfassung ändern. Dies ist die größte Verfassungsänderung seit ihrem Inkrafttreten im Dezember 1993. Sie ermöglicht ihm auch, seine fünfte Amtszeit im Jahr 2024 anzutreten, indem er die bisherigen abschafft. Nach so vielen Jahren an der Macht stellt sich die Frage: Gibt es einen Unterschied zwischen Putin als Person und Putins System?
Die Leute sagen oft, dass Putin der einzige ist, der für den politischen Prozess in Russland verantwortlich ist. Aber die Idee, dass Russland ein “Doppelstaat” ist, ist der Wahrheit näher. In diesem Zustand gibt es zwei verschiedene Vorgehensweisen oder Regime. Wenn sie zusammenarbeiten, erzeugen sie ständig Spannung und Unsicherheit. Ein System ist eines, in dem der Präsident für die Dinge „verantwortlich“ ist. Das zweite Regime basiert auf regelmäßigen, regelbasierten Verhaltensmustern wie der Regierungsführung, an der selbst ein starker Präsident nicht ohne Weiteres etwas ändern kann. Aufgrund seiner Persönlichkeit wurde Jelzin bereits als gewählter Monarch bezeichnet. Die Personalisierung hat jedoch stetig zugenommen, insbesondere unter Putin. Das erste Regime kann nun immer mehr Teile der Politik des zweiten Regimes angreifen. Aber regelbasiertes, institutionalisiertes Verhalten darf nicht mit „Demokratie“ oder guter Regierung verwechselt werden. Ein zweites Regime existierte bis zu einem gewissen Grad sogar unter dem Stalinismus.
Eine Möglichkeit, das Putin-System zu erklären, besteht darin, es sich als eine Art Sonnensystem vorzustellen, in dem verschiedene Mitglieder der politischen und wirtschaftlichen Elite Putin auf unterschiedliche Weise umkreisen. Die Himmelskörper haben unterschiedliche Größen, Sonnenabstände und Gewichte. Einige von ihnen haben möglicherweise sogar ihre eigenen Satelliten. Aber man kann auch andere Metaphern verwenden, etwa ein Politbüro mit unterschiedlichen Mitgliedern wie in der Sowjetunion. Oder mehrere Kremltürme, die miteinander kämpfen. Das „sistema“ ist eines der kompliziertesten Modelle. Es ist ein Netzwerkstaat, in dem die Elite das Gesetz beugt oder umgeht. Das macht das Beziehungsgeflecht dieser Elite noch komplizierter, weil die Menschen aufeinander angewiesen sind.
Aber es wäre zu einfach zu sagen, dass das „sistema“ eine Kleptokratie, ein Mafiastaat oder eine Militokratie ist und dass die „siloviki“ die einzigen sind, die das Sagen haben. Stattdessen sind informelle Praktiken immer unklar und bewegen sich zwischen legal und illegal, legitim und nicht legitim hin und her. Ein Anruf aus dem Weißen Haus kann genutzt werden, um das Vorgehen der Gerichte zu ändern. Auf der anderen Seite treffen Gouverneure manchmal Entscheidungen, Fabriken trotz bürokratischer Probleme bauen zu lassen oder aggressive Aufsichtsbehörden dazu zu bringen, erfolgreiche Unternehmen fallen zu lassen. So konnte Mikhail Mishustin, der neue Ministerpräsident, die Finanzbehörden auf den neuesten Stand bringen.
Er erhielt 2020 den zweitwichtigsten Job des Landes, weil er ein guter Manager in der Regierung ist. Gleichzeitig verdiente er mit Hilfe seiner Familie viel Geld, so der Anti-Korruptions-Fonds. Wie passt Putin in das „Sistema“? Nicht nur persönliche Fähigkeiten spielen im Netzwerkstaat eine große Rolle, sondern auch formale Fähigkeiten. Diese lassen die Elite-Spieler wissen, wer der mächtigste Gönner des Netzwerks ist. Putin ist der Schlüssel zu dieser Art von Präsidentialismus, weil er der Führer des Landes ist. Er steht an der Spitze vieler pyramidenförmiger Netzwerke und entscheidet, wer Macht und Ressourcen in Regierung und Wirtschaft erhält.
Boris Jelzin gab Wladimir Putin eine Verfassung von 1993, die dem Präsidenten vor allem im internationalen Vergleich viel Macht verlieh. Auch wenn verschiedene Teile der Regierung unterschiedliche Befugnisse haben, erschweren Checks and Balances dem Präsidenten nicht die Arbeit. Er ist immer in der Nähe der Machthaber und hat immer das letzte Wort, besonders wenn es um das Parlament geht.
Mit wenigen Ausnahmen hat sich die Verfassung bis 2020 nicht wesentlich geändert, aber seit 1993 sind die Befugnisse des Präsidenten stetig über das hinausgewachsen, was die Verfassung vorsieht. Folglich spielen der Präsident und die Exekutive eine viel größere Rolle als jede andere Macht. Dies ist etwas, das offiziell gemacht wurde. Betroffen war das politische System als Ganzes, einschließlich Parlament, Parteien, Wahlen, Gerichte, Föderalismus, Staatsverwaltung, Zivilgesellschaft, Medien und Regierungsführung.
In den 2000er Jahren dachten viele Menschen, dass formelle demokratische Institutionen wie Parteien, Parlament und Wahlen in Putins Russland nur „virtuelle Politik“ und Schaufensterdekoration seien. In den letzten Jahren hat man jedoch erkannt, dass politische Institutionen in Russland anders funktionieren als in Demokratien, aber dennoch wichtigen Zwecken dienen. In Russland zum Beispiel sind Wahlen nicht fair und frei, und der Wahlkampf ist nicht demokratisch undist schief.
Aber sie haben keinen Sinn: Zunächst sollten sie Eliten und Opposition für sich gewinnen und herausfinden, wie viele Menschen das Regime überhaupt unterstützen. Später sollten Putins hohe Wahlergebnisse vor allem dazu dienen, seine Stärke zu zeigen und die Loyalität der Bürokraten in der Region auf die Probe zu stellen. Dasselbe passiert mit der sogenannten “Partei der Macht”, “Einiges Russland”, die die Regierungspartei ist: Auch wenn die Öffentlichkeit eine schlechte Meinung von der Partei hat, ihre starke Position in der Bundesversammlung, unter den Gouverneuren, in den Regionalparlamenten , und sorgt unter Bürgermeistern dafür, dass die Eliten zusammenbleiben. Es dient auch als Frühwarnsystem für illoyales Verhalten oder Gegenmobilisierung innerhalb der Elite. Aber zu viel Zentralisierung hat auch ihren Preis.